Ausstellung

"Die Jugend der anderen"

Tuchfabrik Gebr. Pfau Leipziger Straße 125 08451 Crimmitschau, 22.10.2017

Datum
Sonntag, 22.10.2017 - Dienstag, 24.04.2018
Ort
Tuchfabrik Gebr. Pfau Leipziger Straße 125 08451 Crimmitschau

„Die Jugend der anderen“ – so erlebten Mädchen den Jugendwerkhof Crimmitschau
Eine Sonderausstellung ist derzeit in der Tuchfabrik Gebr. Pfau zu sehen sein: „Die Jugend der anderen“ zeigt Fotografien aus dem ehemaligen Jugendwerkhof Crimmitschau von 1982/1983 von Christiane Eisler und Gesprächsprotokolle mit ehemaligen Insassinnen von 1993 - diese Texte stammen von Gundula Lasch. 2013 entstanden erneut Texte und Fotos darüber, wie das Leben der Frauen im Weiteren verlaufen war.
Es handelt sich um eine Wanderausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e. V., unterstützt vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Europa und realisiert in enger Kooperation mit dem Förderverein Westsächsisches Textilmuseum Crimmitschau e.V.
Zur Eröffnung am 22. Oktober waren mehr als 70 Interessenten gekommen, darunter ehemalige Insassinnen, ehemalige Betreuer und Menschen, die seinerzeit unterschiedlichsten Kontakt zum Jugendwerkhof hatten. Jana Kämpfe vom Förderverein der Tuchfabrik brachte die Wirkung der Ausstellung auf den Punkt: „Diese Ausstellung ist biographisch, d.h. sie ist subjektiv und emotional. Es ist deshalb nicht angebracht, die geäußerten Aussagen zu bewerten.“ Vielmehr sollten sie so stehen gelassen werden, auch wenn das nicht leicht falle. Die Ausstellungsbesucher sollten sich berühren lassen von den Berichten der damals 14- bis 16Jährigen.
Fotografin Christiane Eisler berichtete, wie es ihr selbst erging, als die ersten Bilder entstanden. Zuerst war sie neugierig gewesen – was ist ein Jugendwerkhof? Auf Antrag erhielt sie damals die Genehmigung einen zu besuchen – den in Crimmitschau. Sie verbrachte mehrere Tage mit den Mädchen, darunter das Weihnachtsfest 1983. „Es war mein traurigstes Fest überhaupt“, meint sie heute. Erschreckend sei für sie, dass heute „fast nur gebrochene Biographien“ geblieben seien.
Ingolf Notzke von der Gedenkstätte Torgau erklärte, die Wanderausstellung solle „die immer noch vorhandenen Stigmata und Vorurteile gegenüber den Mädchen von damals abbauen“. Dafür wünsche er sich eine aufgeschlossene und respektvolle Atmosphäre.
Die Resonanz allein am Eröffnungstag lässt hoffen – darauf, dass die Crimmitschauer sich auch diesem Teil der Vergangenheit ihrer Stadt stellen. Nicht mit Schuldgefühl und Scham, nicht mit Rechtfertigung und Zorn. Interesse und Mitgefühl - das wäre am besten.
Die Ausstellung ist zunächst bis zum 8. Dezember 2017 und dann vom 2. Januar bis 24. April 2018 zu sehen: Di-Fr 9-15 Uhr (außer feiertags), sowie Sa und So ab 14.00 Uhr. Schulklassen und Gruppen auf Anmeldung. Der Eintritt ist frei.
Am Sonntag, dem 19. November, beginnt 10.30 Uhr in der Tuchfabrik Gebr. Pfau eine Podiumsdiskussion mit Fachleuten und Betroffenen zum ehem. Jugendwerkhof Crimmitschau.

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