Kreativ sein

Veröffentlicht am 04.05.2023

Blick auf eine Wegkreuzung auf einem Friedhof mit angrenzenden Blumenbeeten

„Kreativ sein – das ist die Seele von uns Friedhofsgärtnern“

Gräber pflegen, Gestecke binden und Hinterbliebene beraten: Friedhofsgärtner sind Frühaufsteher und viel an der frischen Luft

 



Erhard Döring arbeitet dort, wo Menschen in erster Linie hinkommen, um zu trauern, um sich zu erinnern und um Ruhe zu erleben. Traurig jedoch findet der Friedhofsgärtner aus Bischofswerda seinen Arbeitsplatz auf keinen Fall. Eher im Gegenteil: „Besonders in der Frühlings- und Sommerzeit ist der Friedhof bunt und lebensbejahend“.
Ein Friedhof ist ein Ort der Ruhe und des Rückzugs für Trauernde, aber auch gleichzeitig ein Ort der Erinnerung und der Hoffnung.

Die Friedhofsgärtner kümmern sich hauptsächlich um die Bepflanzung und Pflege von Gräbern, die Angehörige nicht selbst pflegen können und diese deshalb an den Profi abgegeben haben. Bei ihrer Arbeit richten sie sich nach den individuellen Kundenwünschen. So werden  beispielsweise die Lieblingsblumen der Verstorbenen besorgt, das Grab zu den Totengedenktagen mit liebevollen Gestecken dekoriert und  im Rahmen einer Dauergrabpflege zu jeder Jahreszeit auf ein ansprechendes Aussehen des ihnen  anvertrauten Grabes geachtet.

Doch die Friedhofsgärtner, so auch Herr Döring, verstehen noch eine ganz andere Aufgabe als ihren Auftrag. Sie sehen sich mitverantwortlich für den Erhalt von Friedhöfen. Diese seien durch zunehmend „kuriose“ Bestattungsangebote außerhalb von Friedhöfen gefährdet. Ungenutzte, aber dennoch pflegebedürftige und damit kostenintensive Bereiche auf einem Friedhof seien die Konsequenz der Abwendung der Menschen vom Friedhof.

„Wir Friedhofsgärtner haben entsprechende Angebote, die die Menschen ansprechen und den Friedhof als Ort für die letzte Ruhe wieder attraktiv machen“. Ein solches innovatives Angebot ist der „Garten der Erinnerung“, den das Team um Gärtnermeister Döring 2020 angelegt hat. Hier handelt es sich um eine fertig gestaltete und zusammenhängende Anlage, die nach und nach mit Grabstellen belegt wird. Döring und seine Mitstreiter verantworten die dauerhafte Pflege des Grabfeldes. Zusammen mit Steinmetzen, Bestattern und der Friedhofsverwaltung wird das Konzept vermarktet und erfährt viel Zuspruch in der Bevölkerung. „Die Leute sehen hier schon vorher, was sie bekommen und zahlen ein Komplettpaket. Viele sind sehr begeistert von der gesamten Wirkung der Anlage - dem „Garten der Erinnerung“, so der Gärtnermeister.

Ob sie die Pflege eines Grabes übernehmen soll oder eine Bestattung im „Garten der Erinnerung“ gewünscht ist, erfährt er in intensiven Gesprächen mit den Kunden. Die Beratungsgespräche erfordern viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen. Aufmunternde und tröstende Worte für Hinterbliebene zu finden ist genauso wichtig wie sachlich über Gestaltungsmöglichkeiten zu informieren. Aber auch die Büroarbeit ist ein wichtiger Teil des täglichen Geschäfts eines Friedhofsgärtners. Gerade  Betriebsinhaber sind dabei als Allrounder gefordert: Die Übersicht über die Finanzen zu wahren, Vorbild für die Kollegen zu sein und ansprechbar zu bleiben – der Arbeitsalltag eines selbstständigen Friedhofsgärtners  ist alles andere als eintönig und langweilig!

Wie der Friedhofsgärtner das alles schafft?
Das weiß Döring  manchmal selber nicht so genau. „Vermutlich liegt es daran, dass ich zwischendurch auch kreativ sein darf und das Zusammenspiel an Formen und Farben mich glücklich macht. Kreativ sein – das ist eben die Seele von uns Friedhofsgärtnern“. Friedhofsgärtner: kein Job für Langeweiler

Ein Grab nicht nur zu gestalten, sondern auch dauerhaft in einem gepflegten Zustand zu erhalten, diese Dienstleistung wird für die Friedhofsgärtnereien immer wichtiger. Die Zahl der Menschen, die für sich selbst oder für verstorbene Angehörige einen Dauergrabpflegevertrag abschließen, steigt seit Jahren. „Zum einen, weil viele Angehörige nicht mehr vor Ort wohnen und sich nicht selbst um die Grabpflege kümmern können. Aber auch, weil sie weniger Pflanzenwissen haben oder sich schlicht die bestmögliche Betreuung für die jeweilige Grabstätte wünschen“, erklärt Erhard Döring.


Informationen zu den Dienstleistungsangeboten der Friedhofsgärtner und eine Übersicht über alle Dauergrabpflegeinstitutionen finden Sie im Internet unter www.dauergrabpflege-sachsen.de sowie www.grabpflege.de.