Home Sweet Home

Veröffentlicht am 01.02.2024

gedeckter Eßtisch

Archäologie des Wohnens
Sonderausstellung in Chemnitz bis zum 28. April 2024
Sich dem Thema Wohnen in einer archäologischen Ausstellung zu nähern, ist fast unmöglich. Denn Wohnen ist mit Emotionen verbunden. Unser Zuhause vermittelt uns Geborgenheit und Schutz – etwas, das wir durch archäologische Objekte kaum vermitteln können.

Geschichten rund ums Wohnen

Sie erwartet eine 1000 Quadratmeter-Wohnung voller kleiner und großer Geschichten. Der selbstgebaute Küchenstuhl von Walter Ulbricht, die Porzellanhunde, die dem Kunden um 1900 anzeigten, ob die Sexarbeiterin Kapazitäten hat oder die Klage Caesars über die mangelnde Hygiene der Germanen – gelesen von der deutschen Synchronstimme von Bruce Willis. Lustiger Sidefact: Die Römer dagegen trafen sich zum kollektiven Entleeren und Tratschen in öffentlichen Toiletten. Apropos Toilette – auf einem blumenverzierten Nachttopf aus Porzellan sollen gleich drei Berühmtheiten ihre Notdurft verrichtet haben: Napoleon, Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I.

Viele Exponate werden Sie in ihre Kindheitstage zurückversetzen: Der Sparherd (um 1920), die Kugelwaschmaschine Marke SCANDO (um 1930), die Musiktruhe Kosmos 2 (1962) und der elektrische Wärmeschuh ,Sandalon‘ (1976) rufen sicher die eine oder andere Erinnerung wach.

Küchenstuhl von Walter Ulbricht, 1920
Küchenstuhl von Walter Ulbricht, 1920er Jahre, © Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

 

Musiktruhe Kosmos 2, um 1962

Musiktruhe Kosmos 2, um 1962, © Industriemuseum Chemnitz, Marion Kaiser

 

Wohnen macht Spaß

Verspielte Details verteilen sich über die gesamte Ausstellung und offenbaren sich meist erst auf den zweiten Blick. So bellt die Besucherinnen und Besucher gleich am Eingang ein Hund(eskelett) an. Ein weiteres nettes Gimmick: Der meisterhaft vorgetragene Inhalt mehrerer antiker Miet-, Kauf- und Erbdokumente wird über eine DDR-zeitliche Klingelleiste ausgelöst. In einer Schublade huldigt Rotifer in einem Musikvideo – das übrigens auch im New Yorker MOMA zu sehen ist – der Architektin Margarethe Schütte-Lihotzky und ihrer „Frankfurter Küche“, dem Prototyp der heutigen Einbauküche. Über ein altes Wählscheibentelefon ist die Erzählung des Ehepaars Michel zu hören, das der Ausstellung ein kleines Schmuckkästchen mit sehr persönlichen Erinnerungsstücken beisteuerte.

Essen damals und noch viel früher, gedeckte Speisetafel

Essen damals und noch viel früher, © LfA/smac, Annelie Blasko

 

Wohnen kann man ausprobieren

Während des Rundgangs können Sie auch selbst aktiv werden: beim Probe-Sitzen auf dem hölzernen Nachbau eines Thrones aus dem Palast von Knossos (Original aus Alabaster, 1500 v. Chr.) oder beim Probe-Liegen auf der Replik eines über 3000 Jahre alten ägyptischen Bettes, in dem eine – aus heutiger Sicht sehr unbequeme – sichelförmige Holzstütze die Funktion des Kopfkissens übernimmt.

An mehreren Stellen fragen die Kurator:innen die Gäste direkt: Was ist dein Lieblingsrezept? Was würdest du aus einer brennenden Wohnung retten? Oder: Wann klingelt dein Wecker? Die Antworten pflegt das Museum nach und nach in ihre digitalen Kanäle ein.

Die alten Ägypter betteten ihren Kopf auf eine hölzerne Stütze. Liege mit Holzkopfstütze.

Die alten Ägypter betteten ihren Kopf auf eine hölzerne Stütze., © LfA/smac, Annelie Blasko

 

Barrierefreies Wohnen

Am Eingang der Sonderausstellung stehen mobile Klapphocker bereit. Die Ausstellung ist mit einer Durchfahrbreite von 1,20 Meter für Rollstühle und Rollatoren geeignet und stufenlos erreichbar. An digitalen Stationen finden Sie die Übersetzung der Überblickstexte in Deutsche Gebärdensprache und in Leichte Sprache. Ein Audio-Rundgang mit taktilem Leitsystem, Repliken, Tast- und Hörstationen steht blinden und sehgeschädigten Menschen zur Verfügung.

Eintritt 9 € | erm. 6 € | Familien 14 €

smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

Stefan-Heym-Platz 1
09111 Chemnitz

Home Sweet Home (sachsen.de)

Montag: geschlossen
Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr
Donnerstag: bis 20 Uhr